Was ist Amazon Freevee?

Mit Freevee führt Amazon einen neuen, komplett kostenfreien Streamingdienst in Deutschland ein. Was zunächst nach einer guten Nachricht klingt, hat für Nutzer:innen jedoch einen Haken: Du musst Werbung in Kauf nehmen. Freevee ist also ein werbefinanzierter Video-on-Demand-Service.

Amazon bietet mit Prime Video bereits seit 2014 einen eigenen Streamingdienst an. Dieser gehört in Deutschland nach Netflix und Disney Plus zu den Top 3 kostenpflichtigen Streamingdiensten. Mit Freevee hat sich Amazon jedoch etwas Neues ausgedacht: kostenloses Streaming mit gelegentlichen Werbespots.

Aus IMDb TV wird Freevee

Ursprünglich hieß der Streaming-Service IMDb TV und existiert seit 2019 in den USA. Eigentlich war eine Expansion nach Europa schon Ende 2019 geplant, doch der erste Launch außerhalb der USA konnte erst Ende 2021 umgesetzt werden. Im April 2022 wurde der Service in „Freevee“ umbenannt und soll aufgrund des bisherigen Erfolgs in den USA auch bald in weiteren Ländern verfügbar sein. Die Einführung von Freevee in Deutschland ist für 2022 geplant. Der genaue Starttermin wird noch von Amazon bekannt gegeben.

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Das Angebot auf Freevee – was ist für Nutzer:innen verfügbar?

Da es IMDb TV bzw. Freevee schon seit 2019 gibt, ist auf der Plattform bereits eine große Auswahl an Filmen und Serien vorhanden. Amazon gab zudem bekannt, deutlich mehr Eigenproduktionen auf Freevee anbieten zu wollen und deshalb den Anteil an Original-Formaten um 70 % auszubauen. Damit möchte Amazon mit Freevee die großen Streaming-Anbieter unter Druck setzen. Derzeit bietet Netflix rund 6.000 Titel, Amazon Prime rund 13.000 Titel (davon jedoch einige kostenpflichtig) und Disney+ rund 1.000 Titel in ihrer Mediathek an.

Allerdings stellt Freevee nicht nur für Netflix, Disney+, Sky Ticket usw. eine Konkurrenz dar, sondern auch für die Streamingdienste der TV-Privatsender wie RTL und der ProSiebenSat.1 Media SE. Diese haben mit RTL+ und Joyn vor einigen Jahren eigene kostenfreie Streaming-Angebote entwickelt, die ebenfalls Werbung beinhalten. Somit greift Freevee als werbefinanzierter Streamingdienst das Konzept der TV-Streams mit ähnlichen Inhalten der üblichen Streamingplattformen auf.

Kostenfrei oder mit Werbung? Die Zukunft der Streamingdienste

Anfang 2022 ging die Schlagzeile durch die Medien, dass Netflix erstmals seit zehn Jahren Abonnent:innen verloren hatte. Rund 200.000 Nutzer:innen kehrten der Streaming-Plattform in den ersten drei Monaten des Jahres den Rücken – Netflix selbst rechnet damit, dass dieser Trend vorerst anhält. Derzeit arbeitet das Unternehmen deshalb an alternativen Einnahmequellen. Ein Werbe-Abo-Modell soll Nutzer:innen erlauben, günstiger zu streamen, sofern sie bereit sind, Werbeunterbrechungen in Kauf zu nehmen. Auch über die Einführung von Live-Formaten wie Castingshows oder Formel 1 denkt Netflix laut Branchen-Insidern nach.

Bei zunehmend steigenden Preisen und Inflation stellen kostenlose Streaming-Angebote wie Freevee für viele Nutzer:innen sicher eine interessante Alternative dar. Tatsache ist jedoch auch, dass Netflix, Amazon Prime Video & Co. die Sehgewohnheiten von Millionen Zuschauer:innen nachhaltig verändert haben: einschalten, wann man möchte, wo man möchte – und das alles ohne Werbung. Für viele ist eine Rückkehr zum linearen Fernsehen oder Streaming mit Werbeunterbrechung kaum mehr vorstellbar.

Daher werden es Plattformen wie Freevee vermutlich schwer haben, sich langfristig als ernstzunehmende Konkurrenz der „Platzhirsche“ zu etablieren – zumindest auf Seiten der Zuschauer:innen. Je nach Zielgruppen- und Produktausrichtung bietet Freevee Werbetreibenden einen weiteren Kanal im Amazon-Kosmos, um Werbung zu schalten und dadurch potenzielle (neue) Kund:innen zu gewinnen. Und für Amazon selbst stellt es in jedem Fall eine weitere Einnahmequelle durch Advertising dar.