Was bedeutet Extended Producer Responsibility (EPR)?

Bei der Extended Producer Responsibility (EPR), dt. „erweiterte Herstellerverantwortung“, handelt es sich um eine in Europa geltende Umweltrichtlinie, die Verkäufer:innen verpflichtet, sich um die Rücknahme, den Transport, die Entsorgung und Wiederaufbereitung ihrer Produkte zu kümmern. Somit soll eine fachgerechte Sammlung, Sortierung und Entsorgung oder das Recycling der Produkte sowie der Produktverpackungen gewährleistet werden. Laut EPR-Bestimmungen sollen Verkäufer:innen und Hersteller:innen die Umweltbelastung ihrer Produkte dadurch besser kontrollieren und über den gesamten Produktlebenszyklus eindämmen.

Welche EPR-Produktkategorien gibt es?

Für Frankreich und Deutschland gelten die EPR-Richtlinien derzeit für neun Kategorien, für die bei Amazon eine entsprechende Registrierungsnummer hinterlegt werden muss. Für Elektro- und Elektronikgeräte, die Batterien enthalten, muss die Registrierung sowohl für die Geräte als auch für die Batterien selbst erfolgen.

EPR Extended Producer Responsibility erweiterte Herstellerverantwortung EPR-Produktkategorien EPR-Kategorien

Quelle: Amazon Seller Central Europe

Für wen gilt die erweiterte Herstellerverantwortung?

Um zu prüfen, für wen die erweiterte Herstellerverantwortung gilt, muss zunächst geklärt werden, wie der Begriff „Hersteller“ im Sinne der EPR-Bestimmungen zu verstehen ist. Dieser ist nämlich nicht mit Hersteller:innen im allgemeinen Wortsinn zu vergleichen. Extended Producer Responsibility sieht Hersteller:innen als die Partei, die Produkte zuerst auf dem deutschen oder französischen Markt herstellen oder importieren und unter die EPR-Bestimmungen fallen. Verkäufer:innen können anhand unterschiedlicher Merkmale feststellen, ob sie zur Kategorie der „Hersteller“ gehören. Dazu zählen:

  1. Produktkategorie „Verpackung“: Dabei gilt jeder als „Hersteller“, der verpackte Ware gewerblich auf den lokalen Markt bringt und die sich anschließend bei den Endverbraucher:innen als Müll sammelt. Bedeutet, wenn das Produkt auf beliebige Art verpackt ist (inklusive Sekundärverpackungen, um die Ware zu versenden), greifen die EPR-Richtlinien.
  2. In anderen Produktkategorien zählen folgende Richtlinien, um als “Hersteller“ zu gelten:
    • wenn ein Produkt, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt, dort hergestellt und vor Ort verkauft wurde,
    • wenn ein Produkt importiert wird, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt
    • wenn ein Produkt verkauft wird, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt und die Verkäufer:innen nicht in diesem Land ansässig sind

Was ändert sich für Verkäufer:innen in DE und FR?

Seit 2022 ist Amazon gesetzlich dazu verpflichtet, zu bestätigen, dass Produkte, die in Deutschland und Frankreich verkauft werden, der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility) entsprechen. Um dies zu kontrollieren, erfragt Amazon die Registrierungsnummer(n) der Hersteller:innen und validiert diese anschließend.

EPR-Bestimmungen auf Amazon einhalten

Um den EPR-Bestimmungen eines Landes zu entsprechen, müssen Hersteller:innen folgende Schritte durchlaufen:

  1. Im ersten Schritt erfolgt die einmalige Registrierung, damit Verkäufer:innen alle Registrierungsnummer(n) erhalten, die benötigt werden, um die Compliance-Nachweise vorlegen zu können. Nachdem die Verkäufer:innen Amazon die EPR-Registrierungsnummer(n) als Compliance-Nachweis mitgeteilt haben, können sie dem Link zum EPR-Compliance-Portal in der Seller Central folgen und dort die Registrierungsnummer(n) hochladen. Anschließend müssen die Hersteller:innen nur noch das Land, welches für die Registrierungsnummer(n) angegeben werden muss, anklicken und das dazugehörige Feld ausfüllen. Die Compliance in der Kategorie „Verpackung“ erfordert in Deutschland zwei Schritte.

Wichtig: Für den Fall, dass Hersteller:innen die EPR-Compliance nicht nachweisen können, ist Amazon DE dazu verpflichtet, die nicht EPR-konformen Angebote in den jeweiligen Kategorien zu entfernen.

  1. Im zweiten Schritt erfolgen die Erklärung und Berichterstattung. Die Hersteller:innen sind zum einen dazu verpflichtet, einer Producer Responsibility Organisation (PRO) – auch Duales System genannt – beizutreten, die im Namen der Hersteller:innen alle Verpflichtungen der EPR erfüllt. In manchen Fällen gibt es nur eine zentrale Organisation, die sich um die Einhaltung aller Verpflichtungen kümmert, in anderen Fällen kann zwischen mehreren Organisationen gewählt werden. Außerdem müssen Hersteller:innen die Verkäufe für den jeweiligen Berichtzeitraum deklarieren. Dabei müssen einige der Verkäufe nur an die Producer Responsibility Organisation übermittelt werden, andere wiederum auch parallel an mehrere Behörden.
  2. Im dritten und letzten Schritt müssen die Gebühren an die jeweilige PRO bezahlt werden. Die Gebühren legt die PRO in Abhängigkeit zur EPR-Kategorie, dem Gerätetyp, den Produktattributen und der Anzahl oder dem Gewicht der verkauften Einheiten fest.

Wichtig: Unter Extended Producer Responsibility (EPR) Service Provider Network in der Seller Central stehen Hersteller:innen Dienstleister:innen zur Verfügung, die EPR-Support anbieten.

Was müssen Verkäufer:innen auf Amazon jetzt tun?

Die Anforderungen der EPR unterscheiden sich je nach Land, in dem die Produkte verkauft werden. Es gibt jedoch vier allgemeine Richtlinien:

  1. Alle Hersteller:innen, die Produkte anbieten, die unter die EPR-Bestimmungen fallen, müssen Amazon ihre Registrierungsnummer(n) übermitteln.
  2. Verfügen Hersteller:innen über keine Registrierungsnummer(n), müssen sie sie anfordern. Dafür melden sie sich bei der zuständigen Länderbehörde oder bei den PROs an.
  3. Verkäufer:innen, die keine Hersteller:innen sind, aber EPR relevante Produkte verkaufen, müssen die entsprechende(n) Registrierungsnummer(n) von ihren Vorlieferant:innen anfordern und anschließend bei Amazon als Compliance-Nachweis einreichen.
  4. Verkäufer:innen, die keine Hersteller:innen sind und auch keine gültige(n) Registrierungsnummer(n) von ihren Vorlieferant:innen erhalten, müssen sich registrieren, um ihre eigene(n) Registrierungsnummer(n) zu erhalten.

Länderspezifische Informationen für Deutschland

Der Compliance-Nachweis in Deutschland

In Deutschland ist die Registrierungsnummer gleichzeitig auch der Compliance-Nachweis. Um an die Registrierungsnummer(n) zu gelangen, müssen sich Verkäufer:innen bei der entsprechenden EPR-Registrierungsstelle anmelden. Sobald Verkäufer:innen ihre Registrierungsnummer(n) erhalten haben, müssen sie im EPR-Compliance-Portal hochgeladen werden.

Anmerkung: Aktuell können nur LUCID-Nummern für Verpackungen in Deutschland eingetragen werden. Um Produkte in anderen EPR-Produktkategorien zu verkaufen, müssen Verkäufer:innen registriert sein und die Registrierungsnummer(n) bei Amazon für die entsprechende EPR-Kategorie hinterlegen.

Zusätzlich gilt: In Deutschland sind Verkäufer:innen für die Primär- und Sekundärverpackung verantwortlich. Falls die Sekundärverpackung von anderen Versanddienstleister:innen zur Verfügung gestellt wird, waren die Dienstleister:innen für die Sekundärverpackung bis einschließlich 30. Juni 2022 verantwortlich. Seit dem 1. Juli 2022 gibt es neue Angebote für Verpackungen. Dazu zählen sowohl die Primärverpackung, also die Produktverpackung, als auch die Sekundärverpackung, also die Versandverpackung. Seitdem gilt ein:e Verkäufer:in als Hersteller:in, wenn für den Versand eigener Produkte von FBA-Verpackungen (Versand durch Amazon) Gebrauch gemacht wird.

Die nachfolgende Tabelle bietet ausführliche Informationen zu den EPR-Kategorien und den zuständigen Stellen:

EPR-Kategorien EPR-Produktkategorien Extended Producer Responsibility erweitere Herstellerverantwortung

Quelle: Amazon Seller Central Europe

Wie bereits erwähnt, sind für die Compliance-Nachweise in der Kategorie „Verpackungen“ zwei Schritte erforderlich:

  1. Verkäufer:innen, die verpackte Ware in Deutschland verkaufen, gelten als Hersteller:innen und müssen sich über das LUCID Packaging Register im ZSVR anmelden. Nachdem Verkäufer:innen eine E-Mail samt Registrierungsnummer erhalten haben, teilen sie die Nummer dem Dualen System mit und sichern sich somit eine Teilnahme. Die Registrierungsnummer beginnt mit DE, darauf folgen 13 Ziffern. Nach Abschluss des gesamten Prozesses müssen Verkäufer:innen Amazon über die Nummer in Kenntnis setzen. Die Verkäufer:innen müssen außerdem beachten, dass für das Duale System eine Teilnahmegebühr anfällt und dass sowohl dem LUCID-Verpackungsregister als auch dem dualen System die von den Verkäufer:innen „hergestellte“ Verpackung (in kg) gemeldet werden muss.
  2. Verkäufer:innen sind angehalten, eine Teilnahmevereinbarung mit einer Producer Responsibility Organization (Duales System) abzuschließen.

Nachdem beide Schritte erfolgt sind, überprüft Amazon die Nummer bei der entsprechenden Behörde und informiert die Verkäufer:innen nach Abschluss der Prüfung. Verkäufer:innen sollten stets darauf achten, dass die Daten im LUCID-Verpackungsregister mit den Daten bei Amazon übereinstimmen, da Amazon die Registrierung der Verkäufer:innen anhand des Unternehmensnamens, der Adresse und der Umsatzsteuer-ID bzw. der Kennzahl für Steuerpflichtige überprüft.

Für die Compliance in der Kategorie „Batterien“ gilt, dass die Registrierung nicht nur für die Elektro- und Elektronikgeräte, sondern auch für die enthaltenen Batterien erfolgen muss. Für Deutschland wird derzeit jedoch keine Registrierungsnummer für Batterien benötigt.

Das bringt EPR

Hersteller:innen, Händler:innen und Importeure sind allesamt von der erweiterten Herstellerverantwortung betroffen, die sich aus der nationalen und internationalen Gesetzgebung zu Elektroaltgeräten, Batterien und Verpackungen ergibt. Dazu gehören, wie oben beschrieben, die Registrierung oder Zulassung, Rücknahme, Entsorgung und Recycling, aber auch Mengenmeldungen und Meldungen an die Behörden. Die europäische EPR-Politik ist gekennzeichnet durch:

  1. die Verlagerung der Verantwortung (physisch und/oder wirtschaftlich; ganz oder teilweise) auf die Hersteller:innen und weg von den Kommunen; und
  2. die Schaffung von Anreizen für die Hersteller:innen, bei der Gestaltung ihrer Produkte Umweltbelange zu berücksichtigen.

Die erweiterte Herstellergarantie nimmt Hersteller:innen damit in die Pflicht, die Umweltbelastung von Abfallmaterialien zu minimieren, indem sie beispielsweise die Wiederaufbereitung von Produkten fördern und die Recyclingquoten deutlich erhöhen. Um die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte darüber hinaus zu fördern, werden Hersteller:innen auch für die Kosten der Entsorgung der Produkte am Ende ihres Lebenszyklus verantwortlich gemacht. Hersteller:innen tragen hierfür zwar die individuelle Verantwortung, können jedoch von Organisationen entlastet werden, die diese Verpflichtungen im Namen ihrer Mitgliedsunternehmen landesweit erfüllt. Konkret geschieht dies beispielsweise über das bekannte Markenzeichen „Grüner Punkt“, das inzwischen von Unternehmen in fünfundzwanzig Ländern verwendet wird. Der Grüne Punkt ist ein Symbol für die zentral geregelte und finanzierte Organisation der Rücknahme, Sortierung und Verwertung von Verkaufsverpackungen über den Dachverband PRO Europe S.P.R.L. (Packaging Recovery Organisation Europe).

EPR hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer deutlichen Reduzierung von Verpackungsabfällen sowie einer höheren Wiederverwertbarkeit von Produkten und damit einer Entlastung der Umwelt geführt.